Kann ich das? Bin ich darin gut? Wer jetzt Abitur macht, fragt sich das oft. Denn anscheinend ist das die wichtigste Frage, wenn es um die Entscheidung für oder gegen ein Studium oder um die Vorbereitung eines Vorstellungsgesprächs geht. Ehemalige Teilnehmende unserer Programme haben uns gesagt, dass es ihnen in diesen Situationen Sicherheit gibt, mehr über ihre Stärken und Schwächen zu wissen. Und vor allem: Sie haben in unseren Programmen mehr Klarheit über ihre Stärken und Schwächen gewonnen und fühlen sich dadurch in kritischen Situationen sicherer.
Berufsvielfalt braucht eine Vielfalt an Stärken
Für uns sind deine Stärken deine Eigenschaften und Fähigkeiten, dies es dir leicht machen, Aufgaben und Ziele in Studium und Beruf zu erreichen. Wenn du zum Beispiel Architektin werden möchtest, dann ist es sicherlich sinnvoll, dass du ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen hast. Ein Jurist sollte keine Schwierigkeit damit haben, immer wieder mit Konflikten umgehen zu können. Als Psychologin solltest du empathisch sein und gerne mit Menschen arbeiten. Anforderungen an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unterscheiden sich von Beruf zu Beruf, so wie auch Studium nicht gleich Studium ist. Unsere Studien- und Berufswelt ist vielfältig und braucht deswegen Menschen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Fähigkeiten. Das heißt, dass du dich voll entfalten kannst, wenn du deine persönlichen Stärken im Studium oder Beruf einsetzen kannst. Daher sollten deine Stärken bei der Studien- und Berufswahl berücksichtigt werden. Genau das, Klarheit über dein persönliches Set von Stärken zu gewinnen und diese mit der Studien- und Berufswahl zu verbinden, ist Grundlage für unsere Studienberatung. Aber die meisten Abiturienten machen sich viel mehr Gedanken darüber, wie sie mit ihren vermeintlichen Schwächen umgehen, statt auf ihre Stärken zu blicken.
Perspektive 1: Entwickle deine Stärken!
Die gute Nachricht: Stärken sind auch erlernbar, d.h. du kannst auch aus Bereichen, in denen du eher durchschnittlich bist, Stärken entwickeln. Du trainierst einen spezifischen Bereich so lange, bis er zu einer Stärke geworden ist, so wie ein Sprinter seine Muskultur trainiert, um (noch) schneller zu werden. Überlege dir dazu, welche Stärke(n) du entwickeln möchtest und wie du das erreichen kannst. Mache dir einen Plan und definiere eindeutige Ziele. Ganz konkret bedeutet das beispielsweise: Unsere ehemalige Teilnehmerin Zora meinte, dass sie nicht gut argumentieren kann. Zora möchte sich sicher fühlen, wenn Diskussionen richtig hitzig werden und mit Argumenten kontern und ihre Meinung vertreten können (Ziel). Kurzum Zora möchte besser argumentieren können (Stärke). Um diese Stärke aufzubauen und ihr Ziel zu erreichen, haben wir Zora folgenden Ratschläge gegeben: Wir haben ihr empfohlen, sich mit Argumentationsstrukturen auseinanderzusetzen, gesellschaftliche Debatten zu verfolgen und die Argumentationsstrukturen darin zu verstehen, sich politisch engagieren oder auch an Diskussionsrunden und Rollenspielen teilnehmen. So verseht Zora überhaupt mehr darüber, wie argumentiert werden kann, kann sich Kniffs und Tricks von Debattierexpertinnen und ‑experten abschauen oder und auch ihre Argumentations- und Standfestigkeit in hitzigen Diskussionen üben. In welchem Bereich möchtest du Stärken entwickeln und wie gehst du dabei vor?
Perspektive 2: Vermeintliche Schwächen sind in bestimmten Berufsfeldern Stärken.
Wer kennt diese Situation nicht: In Vorstellungsgesprächen fragt uns unser hoffentlich neuer Arbeitgeber nach unseren Stärken und Schwächen. Stärken zu nennen, klappt meist ganz gut. Bei Schwächen tun wir uns meist schwer, auch weil unsere Kultur nicht darauf ausgelegt ist, „Schwächen“ zu erlauben, oder wir Fehler machen dürfen. Andererseits ist die Frage „Welche Stärken und Schwächen haben Sie?“ ziemlich ungenau, denn Stärken können Schwächen sein, genauso wie Schwächen auch Stärken sein können. Wie ist das möglich?
Für künstlerische Berufe ist Kreativität unabdingbar, wohingegen ausgeprägte Kreativität in für den Beruf der Bilanzbuchhalterin eher hinderlich ist, da bei der Buchführung Genauigkeit und die Orientierung an Vorgaben wichtiger sind als die Entwicklung individueller Verfahren. Wenn du als Bilanzbuchhalterin oder Lektor arbeiten möchtest, dann ist die Fähigkeit, genau, akribisch und sehr detailliert arbeiten zu können, sehr nützlich. Diese Detailgenauigkeit wäre wiederum für einen Manager eines großen Konzerns wie Bayer oder Vattenfall hinderlich, denn er muss schnell viele Entscheidungen treffen, das große Ganze im Blick halten und sich auf die Zulieferungen seiner Mitarbeiter verlassen. Würde er alle Projektaufgaben selbst erledigen und alle Zuarbeiten prüfen, dann wäre er wahrscheinlich ziemlich schnell überarbeitet und würde seine strategischen Aufgaben aus dem Blick verlieren. Was bedeuten diese Beispiele für deine Studien- und Berufswahl? Suche dir bewusst Berufsfelder, in denen deine Stärken keine Schwächen sind und in denen deine vermeintlichen Schwächen für bestimmte Aufgaben von Vorteil sein können. Und sollte dir in einem Bewerbungsgespräch die allgemeine Frage nach deinen Stärken und Schwächen gestellt werden, dann raten wir dir nachzufragen: Stärken und Schwächen in Bezug auf welche Aufgaben meinen Sie?
Perspektive 3: Niemand ist perfekt, aber ein Team kann es sein.
Die Forscherin Dr. Meredith Belbin hat mit ihrem Forschungsteam am Henley Management College in den 1970er Jahren den Erfolg bzw. Misserfolg von Teamarbeit untersucht. Über einen Zeitraum von neun Jahren wurden Probandinnen und Probanden, die in großen Management-Teams arbeiteten, mittels diverser psychologischer Testverfahren zu Themen wie Persönlichkeit und Verhalten im Kontext von Teamarbeit beforscht. Das Ergebnis der jahrelangen Forschung lautet: Der Erfolg der Teamarbeit war nicht von der intellektuellen Begabung der Teammitglieder abhängig, sondern viel entscheidender waren der Persönlichkeitstyp und das damit einhergehende Verhalten der Teammitglieder. Daraus entwickelte Belbins Forschungsgruppe ein Modell mit drei Team-Typen (1) eher handlungsorientierte Rollen, (2) eher menschenorientierte Rollen und (3) eher rational orientierte Rollen, die wiederum in neun Teamrollen unterteilt wurden (Macher, Umsetzer, Perfektionist, Koordinator, Teamarbeiter, Wegbereiter, Erfinder, Beobachter und Spezialist).
Das Interessante an dem Modell ist, dass in einem heterogen zusammengesetzten Team jedes Teammitglied seine „Schwächen“ haben kann / darf, weil ein anderes Teammitglied diese Schwäche mit seiner Stärke ausgleicht. Ein Team kann also in sein großes Potential kommen, wenn es die Stärken und Schwächen der Teammitglieder reflektiert, die Schwächen und Stärken von allen Teammitglieder respektiert und Lösungen findet, falls Stärken fehlen. Setzt sich ein Team aus mehreren Erfindern zusammen, aber keinem Umsetzer, dann gibt es bestimmt kreative Diskussionen über das Projekt, aber seine Umsetzung bleibt aus. Auch ein Team-Duo aus Perfektionistin und Beobachter (Stärke: Detailverliebtheit; Schwäche: langsam ins Handeln kommen)) sollte sich gründlich überlegen, wie es Projektfortschritte machen kann, z.B. Erstellung eines Zeitplans mit Meilensteilen und Überprüfung des Zeitplans bei jedem Treffen, Erstellen einer Agenda mit vorab festgelegten Zeiten und Integration ein weiteres Mitglieds, das ein Umsetzer ist. Mach den Belbin-Test, um herauszufinden, welche Teamrolle(n) du meist übernimmst und ein Team bereicherst.
Wie beeinflussen deine Stärken und deine Schwächen deine Studien- und Berufswahl?
Mache dir deine Stärken und Schwächen bewusst und überlege dir dann, in welchem Studium und in welchen Beruf du dein Potential leben kannst, d.h. deine Stärken entfaltest, bzw. wie du diese Stärken entwickeln kannst. Mehr über deine Stärken und Schwächen findest du in unseren Programmen heraus dank psychologischer Tests (hier haben wir schon versteckte Talente entdeckt!), drei Einzelgesprächen mit unseren Coaches (konkrete Ratschläge, wie du aus Schwächen Stärken machen kannst) und vieler weiterer interaktiver Programmpunkte, in denen du erleben kannst, wie gerade deine Gaben ein Team voranbringen.