Nach dem Abitur steht fest: Ihr Kind hat vorerst genug vom Lernen. Es mag eine Auszeit machen, den Kopf frei kriegen, vielleicht irgendwo eine Weile entspannen oder auch die weite Welt sehen. Coole Sache, denken Sie, und möchten Ihr Kind bei seinem Wunsch unterstützen. Doch heutzutage sind die Möglichkeiten für eine Auszeit unüberschaubar. Sich durch den Dschungel tausender Optionen durchzuschlagen ist nicht einfach. Besonders wichtig ist bei der Suche nach der richtigen Auszeit vor allem eins; nämlich auf seine innere Stimme zuhören. Dies kann gelingen, indem man sich persönlich fragt, was die Auszeit für die eigene Entwicklung bringen soll. Geht es darum, nach dem Abitur mal so richtig abzuschalten oder eher darum sich körperlich auszupowern? Für jede Variante gibt es viele verschiedene Optionen. Wir haben die beliebtesten Auszeit-Möglichkeiten herausgesucht und zusammengetragen.
Sprachreisen
Ihr Kind will seine Sprachkenntnisse auffrischen oder vertiefen und dabei auch noch Land und Leute kennenlernen? Dann wäre vermutlich eine Sprachreise, also ein zeitlich befristeter Auslandsaufenthalt, das Richtige. Oft ist das Prozedere so, dass man bei einer Gastfamilie oder im Wohnheim unterkommt, zur Schule geht und zugleich genug Zeit für Freizeitaktivitäten an einem spannenden Urlaubsziel hat. Mittlerweile bieten knapp hundert Agenturen in Deutschland Sprachreisen an. Eine Sprachreise dauert meistens zwischen zwei bis drei Wochen. Preislich variieren hier die Möglichkeiten, doch darf man im Durchschnitt mit rund 1.300 Euro rechnen. Die meisten dieser Sprachreisen richten sich an Teilnehmende, die den Anspruch haben, bereits vorhandene Fremdsprachenkenntnisse aufzufrischen oder zu perfektionieren. Es gibt aber auch Angebote speziell für Anfänger, die eine neue Sprache von Grund auf erlernen möchten. Oftmals wird das Sprachniveau mithilfe eines Einstufungstests festgestellt, auf Basis dessen die entsprechende Klasse gewählt wird.
Einen Überblick bietet folgende Website: www.fdsv.de
Work and Travel
Wahrscheinlich ist Work and Travel das bekannteste Programm für eine Auszeit nach dem Abitur. Direkt hat man junge Backpacker mit großen Rucksacken an den schönsten Orten vor Augen. Doch was steckt eigentlich hinter dem Angebot von Work und Travel? Mit einem Working-Holiday-Visum reist man maximal ein Jahr durch ein Land, lebt bei freier Kost und Logis oder finanziert sich den Aufenthalt durch Gelegenheitsjobs – etwa als Babysitter, Erntehelfer oder Servicekraft. Unsere Social Media Redakteurin Sophia war zum Beispiel ein halbes Jahr lang nach dem Abitur in Neuseeland und hat dort bei einer Familie gelebt, für die sie die Landwirtschaft (z.B. Kiwi-Ernte) geschmissen hat.
Klingt aufregend, oder? Und wie klappt es dann konkret mit dem Work and Travel Jahr? Entweder ist man durch seine Staatsbürgerschaft oder durch ein Visum berechtigt, ein Jobangebot annehmen zu dürfen. Für die Länder der Europäischen Union (beliebt sind hier z.B. England, Irland, Frankreich und Spanien) braucht man kein spezielles Visum, für Australien, Neuseeland, Kanada und allen anderen Staaten in Übersee jedoch schon.
Die wohl beliebtesten Work and Travel Ziele sind aktuell Australien, Neuseeland und Kanada. Auch asiatische Länder werden gerne bereist, doch gibt es dort bestimmte Einreisekriterien, wie beispielsweise, dass man nachweisen muss, den Rückflug bezahlen zu können.
Achtung: Nicht alle Länder erlauben Work and Travel. In den USA geht es beispielsweise nicht. Dort herrscht eine andere Bürokratie.
Agentur: www.travelworks.de
Für einen guten Überblick empfiehlt euch Sophia: www.weltweiser.de oder www.auslandsjob.de/work-and-travel/
Wwoofing
W wie wwoofing? „Wwoof“ steht für „worldwide opportunities on organic farms“. Arbeit auf den ökologischen Farmen ist eine der besten Möglichkeiten, um während eines Work & Travel Aufenthalts Geld zu sparen und die Kultur eines Landes beziehungsweise die Locals kennenzulernen. Vor allem, wenn man als Backpacker plant, längere Zeit im Ausland zu verbringen, wird man diese Art des Arbeitens und Reisens schätzen lernen. Unterkunft und Verpflegung sind frei. Allerdings muss man dafür Mitglied des Netzwerks „World-Wide Opportunities on Organic Farms“ sein. Das Netzwerk wurde 1971 in London gegründet und zählt mittlerweile mehr als 6.000 ökologische Farmen aus 100 Ländern zu seinen Mitgliedern. Diese verfolgen das Ziel einen naturverbundenen und umweltschonenden Lebensstil vorzuleben und den Austausch zwischen Stadt- und Landbevölkerung voranzutreiben. Eine Mitgliedschaft kostet 25 Euro pro Jahr. Beim wwoofing geht es darum, dass Menschen Hilfe auf den ökologischen Farmen anbieten und im Gegenzug eine Unterkunft und tägliche Mahlzeiten bekommen. Ganz nebenbei lernt man einiges über die ökologische Landwirtschaft, Selbstversorgung und Gartenbau.
Offizielle Website: www.wwoof.de
Ein Überblick bietet folgende Website: www.rancharbeit.de
Summer Schools/Academic Gap Year
Ihr Kind möchte das Studieren kennenlernen – jedoch nicht in Deutschland, sondern im Ausland? Auch hierfür gibt es eine tolle Option. In einer Summer School oder einem Academic Gap Year sammelt man nicht nur Auslandserfahrung, sondern schnuppert auch schon Studienluft. Besonders in Ländern wie zum Beispiel Großbritannien, die USA und Kanada stehen viele Türen für dieses Angebot offen. Die Studiengebühren liegen im vierstelligen Bereich. Es gibt aber auch die Möglichkeit sich auf ein Teilstipendium zu bewerben. Voraussetzung ist eine gültige Hochschulberechtigung und gute Englischkenntnisse.
Offizielle Website: www.summerschoolsineurope.eu
Überblick: www.college-contact.com
Workcamps/Projektarbeit
Wie wäre es damit nach dem Abitur Menschen aus der ganzen Welt kennenzulernen und dabei auch noch etwas Sinnvolles zu tun? Mit der Teilnahme an internationalen Workcamps gemeinnütziger Vereine, wie etwa die Kolping Jugendgemeinschaftsdienste ist dies möglich. Ein Workcamp ist also ein Freiwilligeneinsatz im Ausland, dauert meistens zwischen zwei bis vier Wochen und kostet zwischen 40 und 100 Euro innerhalb Deutschlands. Im Ausland kosten Workcamps etwas mehr. Um Unterkunft und Verpflegung kümmern sich zum Teil die Organisationen. Die Anreise zahlt man selbst. Im Mittelpunkt stehen neben der gemeinnützen, sozialen, kulturellen, denkmalpflegerischen oder ökologischen Mitarbeit, vor allem auch das Miteinander und die Begegnung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie das Arbeiten an einem gemeinsamen Ziel.
Offizielle Website: www.workcamps.org
Au-pair
Möchte Ihr Kind Au-pair werden? Sie haben es vielleicht schon einmal gehört, doch wissen nicht genau was sich dahinter verbirgt? Der Begriff “Au-pair” kommt ursprünglich aus dem Französischen und heißt übersetzt “auf Gegenseitigkeit”. Au-pairs leben bei einer Gastfamilie im Ausland, betreuen deren Kinder und übernehmen kleine Aufgaben im Haushalt. Dafür erhalten sie Unterkunft, Verpflegung und Taschengeld. Die Höhe des Taschengeldes ist von Land zu Land unterschiedlich. In Großbritannien bekommt man um die 300 Euro, und in den USA können es sogar bis zu 700 Euro sein. Es ist üblich nebenbei einen Sprachkurs zu besuchen und somit im gleichen Zuge seine Fremdsprachenkenntnisse zu vertiefen. Ein Aufenthalt im Ausland als Au-pair kann über Agenturen organisiert werden. Diese verlangen eine bestimmte Gebühr, die stark schwankt. Es ist außerdem empfehlenswert, dass sich Au-pairs bei ihren Gastfamilien nach dem Umfang des Versicherungsschutzes erkundigen.
Infos: www.aupair-society.de
Agentur: www.guetegemeinschaft-aupair.de
Europäisches Solidariätskorps
Das Europäische Solidaritätskorps ist eine großartige Chance für junge Menschen. Freiwillige arbeiten zwei bis zwölf Monate in einem gemeinnützigen Projekt im EU-Ausland mit. Dafür werden Reisekosten, Unterkunft, Verpflegung und Krankenversicherung und auch das Taschengeld übernommen. Es ist auch möglich ein eigenes Projekt zu verwirklichen oder selbst eine Praktikumsstelle im EU-Ausland zu finden. Freiwilligendienste bieten nicht nur die Möglichkeit, anderen zu helfen. Sie erweitern gleichzeitig die eigenen Kompetenzen und bieten einzigartige Erfahrungen.
Offizielle Website: www.solidaritaetskorps.de
Bundesfreiwilligendienste
Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) wurde 2011 eingeführt, um den Zivildienst zu ersetzen. Der „Bufdi“ ähnelt FSJ/FÖJ, steht aber auch Menschen über 27 Jahren offen. Den „Bufdi“ kann man auch in Teilzeit machen. Belohnt wird der Bundesfreiwilligendienst mit einem Taschengeld in Höhe von 414 Euro. Unterkunft und Verpflegung werden entweder gestellt oder die Kosten dafür erstattet. Die genauen Konditionen werden aber immer individuell mit der Einsatzstelle vereinbart. Ein BFD ist nur in Deutschland möglich.
Überblick: www.bundesfreiwilligendienst.de
Freiwilliger Wehrdienst
Nicht für jeden, aber für manche vielleicht auch spannend: der freiwillige Wehrdienst nach dem Abitur. Die Bundeswehr braucht qualifizierten Nachwuchs und bietet deshalb attraktive Möglichkeiten für das Kennenlernen des Soldatenberufs und zum Erwerb zusätzlicher Qualifikationen, möglich ab 7 Monaten, ab 12 Monaten auch mit Auslandseinsätzen.
Offizielle Website: www.bundeswehrkarriere.de/fwdl
Freiwilliges Jahr
Im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) und im Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) engagiert man sich für die Gesellschaft, zum Beispiel in einer Kita oder im Altenheim. Die Einsatzstelle muss von einer Trägerstelle anerkannt sein. Bei den jungen Menschen, die ein FSJ oder ein FÖJ absolvieren, wird die Bildungsfähigkeit gefördert sowie die eigene Persönlichkeit gestärkt.
Es gibt auch Freiwillige Jahre im Bereich Politik, Kultur oder Denkmalschutz. Beim Googeln von FSJ Politik oder FSJ Kultur findet man leicht zahlreiche Anbieter.
Offizielle Website: www.bundes-freiwilligendienst.de/fsj-freiwilliges-soziales-jahr
Weltwärts und andere Auslandsprogramme
Die Bundesregierung mit ihrem Programm „Weltwärts“ und zahlreiche gemeinnützige Träger, z.B. Wohlfahrtseinrichtungen und die Kirchen, bieten anspruchsvolle Auslandstätigkeiten für junge Leute an. Diese sind meist mit einem Bewerbungsverfahren und Vorbereitungsseminaren im Inland verbunden und vermitteln gezielt die notwendigen Kompetenzen, um in einer fremden Kultur zurecht zu kommen. Die Begleitung ist deutlich engmaschiger als bei „Work and Travel“, und es wird erheblicher persönlicher Einsatz der Teilnehmenden erwartet. Aber dafür gibt es die Chance, wirklich sinnvolle Beiträge zu leisten und seine persönlichen Grenzen zu überschreiten.
Kompass Zukunft Gap Year
Ihr Kind findet irgendwie alle Optionen spannend und weiß immer noch nicht wie es sich entscheiden soll? Dann können psychologische Online-Tests im Netz, insbesondere von Studienberatungen, bei der Entscheidung helfen. Wie wäre es zum Beispiel mit unserem Gap Year Test? Einfach ein paar Fragen beantworten und im Handumdrehen herausfinden, ob ein Gap Year das Richtige ist. Zudem bieten wir für junge Menschen unser Kompass Zukunft Gap Year-Programm an. Wir möchten gemeinsam mit Ihrem Kind herausfinden, wie das Jahr nach dem Abi einzigartig wird. Wir geben die richtigen Impulse, damit Ihr Kind aus seinem Gap Year eine für sich bereichernde und wertvolle Lebenszeit machen kann.