In dem Blog-Artikel „Drei Techniken zur Entscheidungsfindung“ haben wir dir gezeigt, wie du mehr oder weniger allein zu einer Entscheidung für deine Zukunft kommst. Meist ist die finale Entscheidung für oder gegen eine Studienwahl eine Bauchentscheidung. Ja, sie fühlt sich richtig gut an. Die Entscheidung trifft dein Bauchgefühl meist jedoch nicht allein. Vorab sind einige Informationen nötig, dass du eine für dich stimmige Entscheidung überhaupt treffen kannst.
Welche Informationen meinen wir?
Wenn wir von Informationen für deine Studien- und Berufswahl reden, dann beziehen wir uns auf ganz formale Informationen, aber auch persönlichere Informationen.
Formale Informationen sind beispielsweise
- Voraussetzungen, die du erfüllen musst, um das Studium überhaupt studieren zu können,
- Rahmenbedingungen, die mit dem Studium einhergehen,
- den Schwerpunkt des Studiums (z.B. Umweltwissenschaft kann rein naturwissenschaftlich, technisch oder auch natur- und sozialwissenschaftlich studiert werden) oder auch
- Berufsvorstellungen, die mit dem Studium möglich bzw. auch nicht möglich sind.
Zu den persönlichen Informationen gehören zum Beispiel Informationen,
- wie Studierende und Berufstätige ihre Entscheidungen getroffen haben und warum sie sich dann letztendlich für dieses Studium entschieden haben.
- welche (persönlichen / gesellschaftlichen) Vision können sie mit diesem Studium verwirklichen.
- was sie an ihrem Studiengang ganz besonders toll finden / fanden.
- was das Besondere von der Universität und dem Studiengang ist / war.
- wie das Verhältnis von Theorie und Praxis ist.
- wie die Professorinnen und Professoren so drauf sind / waren.
Wie kommst du nun an persönliche Informationen?
Klar kannst du die Uni-Webseiten durchforsten und Erfahrungsberichte lesen. Wir glauben an den Erkenntnisgewinn, den wir in Gesprächen gewinnen können. Daher lauten unsere drei Empfehlungen, wie du Informationen für deine Studien- und Berufswahl bekommst.
1.Kontaktiere die Mitglieder der Fachgruppenvertretungen (das ist universitäre Schülervertretung) des favorisierten Studiengangs und stelle ihnen deine Fragen.
2.Kennst du jemanden, der jetzt gerade studiert oder vor kurzem das Studium beendet hat? Telefoniert doch mal miteinander oder trefft euch auf dem Campus. So kannst gemeinsam mit einer dir vertrauten Person die Uni-Atmosphäre kennenlernen.
3.Vereinbare ein Gespräch mit einem oder einer Berufstätigen in einer Branche, die dich interessiert. Trefft euch auf einen Kaffee oder zum Mittagessen vor Ort oder vereinbart ein digitales Gespräch.
Falls du davor aufgeregt bist, schreib all deine Fragen auf einen Zettel und nimm ihn mit zu eurem Treffen.
Wie erhalte ich Informationen von jemanden, den ich noch nicht kenne?
Fremde Menschen anzuschreiben, sie um Unterstützung zu bitten oder sich sogar mit ihnen vor Ort oder virtuell zu treffen, fällt nicht jedem Menschen leicht. Uns ging das manchmal genauso. Was uns dabei geholfen hat, war zu wissen, dass keiner und keine von uns die Entscheidungen zur Studienwahl im stillen Kämmerlein allein getroffen hat, sondern wir uns Informationen von anderen Menschen beschafft haben. Was hat Milena, Programmverantwortliche bei Kompass Zukunft, in der Situation geholfen, als sie sich für einen Studiengang entscheiden musste?
Ein Erfahrungsbericht zur Informationsgewinnung von Milena, Programmverantwortliche bei Kompass Zukunft
Milena – und das ist jetzt schon 10 Jahre her – wollte etwas studieren, das mit Umwelt zu tun hat. Daher kamen Studiengänge wie Umweltwissenschaften, Geoökologie und Agrarwissenschaften für sie infrage. Milena wollte mehr über die Studiengänge wissen. Im ersten Schritt hat sie die Studierenden, die in der Fachgruppenvertretung ihrer drei favorisierten Studiengänge waren, angeschrieben. Zu ihnen hatte sie eine gewisse Nähe und Vertrauen gespürt, was sich dann auch bewahrheitet hat. Zuerst haben sie ein paar E‑Mails hin und her geschrieben und dann doch miteinander telefoniert. Etwas mehr fachliche Informationen hat Milena im zweiten Schritt bei den universitären Studienberatungen erhalten. Alle, mit denen sie sprach, waren sehr freundlich – letztendlich ist die Beratung von Studieninteressierten ja auch irgendwie deren Job.
Mit diesen Infos ausgestattet, ist Milena zu den Unis (Geoökologie: Universität Bayreuth, Umweltwissenschaften: Leuphana Universität Lüneburg und Agrarwissenschaften: Humboldt Universität in Berlin) gefahren, um etwas Campusluft zu schnuppern und sich mal in einen Hörsaal zu setzen. An der Uni Bayreuth hat sie an einer Führung über den Campus und durch den botanischen Garten der Universität teilgenommen. In Lüneburg hat sie sich im Studi-Café mit einer Studentin auf eine Mate getroffen und ganz viel Insider-Wissen bekommen. Die Humboldt Universität in Berlin hat eine Sommer-Uni zum Thema Photosynthese veranstaltet, während dieser Milena die Uni-Labore kennengelernt hat und mit den wissenschaftlichen Mitarbeitenden ganz entspannt reden konnte.
Milena war zwar etwas überfordert von all den Informationen, die sie gewonnen hat. Aber auf Basis der Informationen über die Fachgruppenvertretungen und die Studienberatung, dank der Fahrten zu den Universitäten und der persönlichen Treffen und Veranstaltungen vor Ort hat Milena sich eine solide Basis gewonnen, um sich zu entscheiden. Ihre Gedanken hat sie mit einer Pro- und Contra-Liste strukturiert und mit ihrer Mutter besprochen. Die Bauchentscheidung war dann ganz eindeutig. Auch nachdem sie noch zweimal darüber geschlafen hat, stand für Milena fest: Sie möchte Umweltwissenschaften in Lüneburg studieren. Ja, das war eine stimmige Entscheidung, über die Milena auch rückblickend glücklich ist.
Und zu guter Letzt: Verschaff auch du dir Informationen!
Auch Milena musste ein paar Mal ihren inneren Schweinehund überwinden, um fremde Menschen anzuschreiben oder auch anzusprechen. Jetzt berät sie junge Menschen, die heute in der Situation sind wie sie damals vor 10 Jahren. Milena rät: „Sei dir bewusst, dass diejenigen, mit denen du sprechen möchtest, auch einmal in deiner Situation waren und sicherlich gut nachempfinden können, dass du Informationen brauchst, um dich zu entscheiden. Ihnen wird es so wie mir nicht anders ergangen sein. Ich bin mir sicher, dass sie bestimmt gerne ihre Erfahrungen mit dir teilen.“
In diesem Sinne wünschen wir die nötige Portion Mut. Wie du mit Selbstbewusstsein in Kontakt mit Fremden treten kannst und wie du (weitere) Informationen finden kannst, auch das erfährst du in all unseren Programmen. Übrigens finden wir mit unserem Test auch heraus, ob es dir leicht oder eher schwerfällt, auf eine fremde Person zuzugehen, und dir dann persönlich zeigen, wie du mit Leichtigkeit mit neuen Menschen ins Gespräch kommen kannst.