Es ist ein Problem, das nicht selten ist. Da hat man sich eine ganze Weile mit dem Thema Studieren auseinandergesetzt, seit längerer Zeit überlegt und recherchiert, welcher Studiengang am besten zu einem passt und schließlich den Traumstudiengang gefunden. Doch dann der große Schock: Der für das Studium angegebene Numerus Clausus (NC) ist zu hoch. Das Ziel scheint plötzlich weit entfernt. Vielen Abiturientinnen und Abiturienten geht es so. Falls du also gerade vor diesem Problem stehst, bist du nicht allein. Deshalb wollen wir Möglichkeiten aufzeigen, wie es möglich ist, der NC-Hürde zu entkommen. Eigentlich gilt: Je mehr Interessenten und Interessentinnen für den Studiengang, desto geringer ist die Chance, einen Studienplatz zu bekommen. Dennoch besteht die Möglichkeit. Unsere klare Empfehlung lautet daher: Bewirb dich trotzdem! Warum? Wir verraten es dir in diesem Blogartikel.
Was bedeutet NC?
Wenn du dich für einen bestimmten Studiengang interessierst, dann stößt du auf den Seiten von Hochschulen sicherlich auf die Abkürzung NC. Dies ist die lateinische Abkürzung für „Numerus clausus“, was auf Deutsch „geschlossene Anzahl“ bedeutet. Wenn die Nachfrage das (begrenzte) Angebot an Studienplätzen an einer Universität oder Fachhochschule überschreitet, wird ein Auswahlverfahren durchgeführt.
Der Numerus clausus gibt also den Abiturschnitt der letzten Person an, die im vorherigen Semester im ersten Zulassungsverfahren für das anvisierte Studienfach zugelassen wurde. Ein NC von 1,7 bedeutet folglich, dass in diesem Semester alle Bewerber und Bewerberinnen mit einem Notendurchschnitt von 1,7 oder besser im ersten Zulassungsverfahren zugelassen wurden. Der NC hängt also immer von den Bewerberinnen und Bewerbern bzw. deren Abiturnote ab und kann daher über die Semester und Hochschulen hinweg variieren.
Was tun, wenn der NC zu hoch ist und dir den Zugang zum Wunschstudium verwehrt?
Glück & Zufall
Manchmal ist das mit dem Studienplatz auch Glückssache. Wie wir darauf kommen? Besonders wenn dein Abiturschnitt nicht weit unter dem NC der letzten paar Jahre liegt, stehen die Chancen gut, dass du einen Studienplatz bekommst. Die Zahl der Studienbewerberinnen und Studienbewerber sowie die Anzahl von Studienplätzen schwanken von Jahr zu Jahr. Vielleicht stehen die Sterne in diesem Jahr besonders gut und es gibt mehr Studienplätze, weniger Bewerberinnen und Bewerber oder zumindest Interessierte mit „schlechteren“ Notendurchschnitten.
Nachrück- und Losverfahren
Bleib geduldig! Selbst wenn es auf Anhieb nicht funktioniert, klappt es häufig später im Verfahren noch. Denn es gibt in der Regel immer einige Interessierte mit Zusagen an mehreren Hochschulen, die dann angebotene Studienplätze an ihren weniger präferierten Hochschulen nicht antreten. Diese werden für andere Bewerberinnen und Bewerber frei. Die Universitäten haben neben dem Hauptverfahren, bei dem ein Ranking entsteht, auch ein Nachrückverfahren. Bei diesem werden freigewordene Plätze an die nachrückenden Bewerberinnen und Bewerber vergeben. Im besten Fall und mit etwas Glück kannst du dann zwischen verschiedenen Angeboten wählen und das für dich passende Angebot heraussuchen.
Bewerbung zum Sommersemester
Für gewöhnlich beginnt das Studium im Wintersemester. Dennoch gibt es auch vereinzelt Studiengänge, die auch zum Sommersemester starten. Was bedeutet das für dich? Es bedeutet, dass es einen Vorteil gibt. Nicht alle Abiturienten und Abiturientinnen wissen von den Sommer-Studiengängen. Viele bewerben sich deshalb erst zum Wintersemester. Das könnte deine Chancen auf ein Studium, das zum Sommersemester beginnt, deutlich erhöhen!
Alternativen, wenn es mit der Uni nicht klappt
Fakt ist: Zugangsbeschränkungen können nervig und eine echte Hürde sein. Ist es dir aufgrund des NCs tatsächlich nicht möglich, deinen Wunschstudiengang zu ergattern oder zumindest in deinem Interessengebiet zu bleiben, kannst du dich nach Alternativen umsehen.
Hier sind ein paar Vorschläge:
Ausbildung oder duales Studium
Du kannst dich mit dualen Studiengängen oder Ausbildungsfeldern beschäftigen, die deinem Wunschstudiengang ähneln. Im Gegensatz zu den klassischen Studiengängen an einer Fachhochschule oder Universität haben diese einen großen Vorteil: den Praxisbezug. Du lernst nicht nur die Theorie, sondern auch diese gleich anzuwenden. Es gibt verschiedene Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen, die einen großen Wert auf die Praxiserfahrung von Berufsanfängerinnen und Berufsanfängern legen. Außerdem könnte es weiterer Vorteil sein, dass eine Ausbildung für gewöhnlich drei Jahre (manchmal sogar nur 2,5 Jahre bei Verkürzung) dauert, wenn du eine Hochschulzulassung hast. Deinen ersten Berufsabschluss hättest du somit eventuell sogar schneller als bei einem Studium. Außerdem verdienst du in den meisten Fällen bereits während der Ausbildung und des dualen Studiums Geld, was es leichter macht, beispielsweise eine eigene Wohnung zu finanzieren. Hilfreich könnte sein, wenn du dich im Internet erkundigst, nach ähnlichen Fachbereichen und Lehrstellen suchst oder auf Berufs- und Abiturmessen gehst.
Wartesemester
Hast du schon einmal etwas von Wartesemestern gehört? Was nach einer langwierigen Sache klingt, kann auch etwas Gutes haben: An vielen Hochschulen werden immer noch Studienplätze über die Anzahl der Wartesemester vergeben. Wenn du also vorerst nicht angenommen wirst, hast du immer noch die Möglichkeiten zu arbeiten, Praktika zu absolvieren oder Zeit im Ausland zu verbringen und so Wartesemester zu bekommen. Bewirb dich erneut, wenn du einige Wartesemester angesammelt hast! Es werden alle Zeiträume angerechnet, in denen du nicht an einer deutschen Hochschule eingeschrieben warst. Übrigens bekommst du die Wartesemester, ohne dich vorher angemeldet zu haben, denn sie werden anhand deines Abiturdatums berechnet.
Die Ausnahme: Harte NC-Fächer
Wichtig zu wissen ist jedoch, dass die “Wartesemester-Option” nicht für jedes Wunschstudium funktioniert. Möchtest du eines der sogenannten “harten” NC-Fächern wie zum Beispiel Humanmedizin, Zahnmedizin, Veterinärmedizin, Psychologie oder Pharmazie studieren, dann sieht es leider schlecht aus. Für Fächer mit bundesweitem NC werden im Nachgang selten freie Kapazitäten ausgewiesen. Hier kann aber eine fachspezifische Ausbildung z.B. zur Pflegekraft oder im Sanitätsdienst viel bewirken oder eine gezielte Vorbereitung auf den Medizinertest. Wenn du es strategisch angehst, kannst du mit jeder Abiturnote deinen Traum vom Medizinstudium verwirklichen.
Kleiner Tipp: Generell ist es leichter, außerhalb einer großen Stadt einen Studienplatz zu finden. Dort sind die NCs oft niedriger – oder teilweise gar nicht vorhanden.
Kombi: Überbrücken!
Wie wäre es denn damit Ausbildung und Studium zu kombinieren? Wenn du eine Ausbildung absolvierst, hat das nämlich gleich zwei Vorteile: Du sammelst in deinem Berufsfeld Wissen und Erfahrung, erhältst dafür Wartesemester und verdienst Geld. Nach deiner Ausbildung hast du sowohl fachliches Wissen als auch praktische Erfahrungen gesammelt. Der Abschluss, die Berufserfahrung und die Wartesemester können sich positiv auf deine Chancen bei der nachfolgenden Bewerbung ums Studium auswirken. So hast du die Zeit bestmöglich für dich genutzt.
Studium im Ausland
Möglicherweise ist der NC in deinem Land zu hoch, doch du möchtest dein Traumstudium nicht so schnell aufgeben. Dann könntest du über ein Traumstudium im Ausland nachdenken. Die Niederlande beispielsweise sind dafür bekannt, dass sie weniger Wert auf den Notendurchschnitt legen und bei der Bewerbung die Kenntnisse und Fähigkeiten der Person stärker berücksichtigen. Das Interessante im Nachbarland ist nämlich: Die Niederlande haben eine Studienplatzgarantie. Alle werden zugelassen. Nach dem ersten Studienjahr wird deine individuelle Leistung in dem Studium bewertet. Dadurch ermöglicht die Niederlande, dass Abiturfächer, die dir weniger lagen, keinen Einfluss auf deine Zulassung zu deinem Wunschstudium haben. Die Veranstaltungen werden auf Englisch, Niederländisch und gelegentlich sogar Deutsch abgehalten. Auch ein Studium in Österreich oder Frankreich ist möglich, denn auch hier gibt es keinen NC. Hier gilt jedoch zu beachten, dass die Lebenshaltungskosten deutlich höher sind. Egal wohin es dich verschlägt, besonders wichtig ist: Informiere dich ausreichend darüber, ob der Abschluss in Deutschland anerkannt wird, denn wenn du in Deutschland arbeiten möchtest, muss der Abschluss dem deutschen Abschluss gleich sein. Wenn du also offen für neue Erfahrungen, Länder, Menschen und Kulturen und sprachgewandt bist, könnte ein Studium im Ausland etwas für dich sein.
Private Hochschule
Die privaten Hochschulen sind zwar sehr viel teuer als staatliche Universitäten, haben einen Vorteil: Der Notendurchschnitt spielt meistens keine Rolle. Es gibt einzelne private Universitäten, in denen du dich einem Bewerbungsverfahren stellen musst, insbesondere die mit einem guten internationalen Ruf. Oft aber ist der Zugang unproblematisch. Doch überprüfe genau, ob die private Hochschule dir wirklich die gewünschten Qualifikationen vermitteln kann. Gerade in begehrten Fächern wie Psychologie eröffnet der private Studienabschluss oft nicht den Zugang zur angestrebten Therapeutenausbildung.
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